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Wunderbare Verwandlungen

schmetterlinghand

Drei Wochen ist es jetzt her, dass mit der Post ein kleines Päckchen kam, in dem sich 5 minikleine Raupen befanden. Mit der Schmetterlingsaufzucht haben wir Erfahrung, schließlich nahmen wir über die Jahre immer mal ein paar Kohlweißlingsraupen aus den Beeten mit ins Haus. Und einmal fanden wir im Winter eine Raupe im gekauften Brokkoli, die wir aufzogen. Doch dieses Jahr wollte ich nicht auf Zufälle oder Raupenbefall auf dem Kohl warten, sondern die Zeit des „Homeschoolings“ dafür nutzen, die wunderbare Verwandlung von Raupe zu Schmetterling mit Ruhe und voller Aufmerksamkeit mit den Kindern beobachten zu können.

distelfalterraupe

Mit dem Aufzuchtsset aus dem Internet ist die Futterfrage bereits geklärt – täglich frisches Futter oder die Reinigung des Raupernbehältnisses ist weder nötig noch erwünscht (was die Raupenaufzucht auf der einen Seite sehr erleichtert, auf der anderen Seite aber auch uns nur zu reinen Beobachtern werden lässt).

Täglich ging der erste Blick nach dem Aufstehen zu den Raupen, deren schnelles Wachstum erstaunlich ist. Oft musste ich mit meinem Vierjährigen „die Raupe Nimmersatt“ lesen, und daran denken, dass dieses Buch nur die halbe Wahrheit zeigt:  Die Mengen an Futter, die die Raupe zu sich nimmt, kommt auch in scheinbar gleichen mengenmässigen Anteilen und Farbe hinten wieder heraus.

Als das Futter anfing knapp zu werden und die Raupen sich verfünffacht hatten, ging es los mit der Verpuppung. Lange hingen sie kopfüber in einer „J“-Haltung, bis sie sich plötzlich und blitzschnell in den Kokon hüllten und wir sie in den Schmetterlingstunnel bringen konnten. Dann hieß es wieder warten. Das spontane Dunkeln der Puppe kündigt das Schlüpfen der Schmetterlinge an und wir hatten das Glück, tatsächlich einen Schmetterling dabei beobachten zu können (die anderen schlüpften alle in der Nacht).

schmetterlingegschlüpft

Das altgriechische Wort für Schmetterling ist übrigens „psyche“‚ also Hauch, Atem, aber auch Seele. Die alten Griechen sahen in den Schmetterlingen ein Sinnbild der menschlichen Seele. Zuerst gebunden an die Erde und den Körper, später befreit schwebend in höhere Sphären. Aber auch ein anderes Sinnbild fiel mir zu der Schmetterlingsaufzucht ein. Es hat etwas von Elternschaft. Man bewundert jeden neuen Entwicklungsschritt, fiebert und bangt, freut sich, ist stolz und staunt, und muss sie am Ende in die große, weite Welt entlassen.

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Eins meiner Kinder hielt im Garten für einen Moment Zwiesprache mit dem Schmetterling auf seiner Hand. Und ich hatte das Gefühl, dass zwischen ihnen für eine kurze Zeit eine Verbindung bestand. Ein kostbarer Augenblick.

Liebe Grüße ♥

Leni