Wenn ich an Ostern denke, kommen mir als erstes Forsythien und Narzissen in den Sinn. Letztere standen noch vor ein paar Tagen in einer Vase auf dem Esstisch und verströmten einen dezenten Duft, der mich ganz unvermittelt an meine Kindheit erinnert. Daran wie ich als kleines Mädchen mit einem Osterkörbchen in der einen Hand und meiner Großmutter an der anderen Hand durch den Frühlingsgarten ging, auf der Suche nach Ostereiern. Das mag eine Erklärung dafür sein, warum ich das Osterfest so gerne mag, warum ich es mit meinen Kindern zelebriere – es erinnert mich an meine Kindheit. Aber nicht nur das. An Ostern feiern wir die Freude über das frische Grün, die bunten Blüten, das Vogelgezwitscher am Morgen und das Sonnenlicht, das Tag für Tag an Länge und Kraft gewinnt. Und: Ostern ist bei uns wunderbar ungezwungen. Ob mit Freunden oder der Familie.
Die Vorfreude auf Ostern beginnt allerdings schon viel früher, mit den ersten Weidenkätzchen, den ersten Osterbüchern im Regal, dem Aussäen des Ostergrases und natürlich dem Eierfärben. Das ist Kindersache und gehört fest zur Ostertradition. Und da hier jedes Jahr aufs Neue so viele ausgepustete und bunt angemalte Eier produziert werden, wandert nach Ostern nur ein Ei pro Kind zurück in die Osterkiste. Und trotzdem ist unsere Sammlung schon beträchtlich: so viele mit Fingerfarbe angemalte, mit Serviettentechnik beklebte, mit Federn geschmückte und einfach Wasserfarben bekleckste Eier, die jedes Jahr den Osterstrauch schmücken.
Die hartgekochten Eier färben wir schon seit Jahren natürlich. Mit Rotkohl, roter Beete und Kurkuma. Noch natürlicher werden die grünen und schokobraunen Eier bei uns gefärbt – das erledigen unsere Hühner nämlich schon selber 😉
In der Woche vor Ostern beginnt die Osterbäckerei. Aus Plätzchenteig stechen die Jungs österliche Motive aus und backen das Osterlamm. Während das Lamm unter strengster Beobachtung steht, und tatsächlich auch noch am Ostersonntag in einem Stück und ohne Knabberspuren auf dem Tisch steht, verschwinden die Osterkekse meist auf mysteriöser Weise vorher schon. Den Osterzopf hingegen backe ich erst am Ostermorgen, damit er ganz frisch und fluffig ist.
Rund um die Osterzeit schauen wir immer gerne nach Tierkindern. Ein Nachbar von uns hält Ziegen, die im Frühling ihren Nachwuchs bekommen. Und auf den Wiesen hinter unserem Haus stehen öfters mal Schafe. Dieses Jahr hatten wir Glück und durften die Lämmchen bei ihren ersten Bocksprüngen bestaunen.
Ihre Osternester gestalten die Kinder auch selbst. Mit Moos aus dem Garten, Weidenzweigen, Federn und anderen Naturfundstücken aus Wald und Wiese. Da hinein legt der “Osterhase” dann seine Geschenke. Bei uns sind das an Ostern (lediglich) Süßigkeiten und etwas Selbstgemachtes (ein gestricktes Lamm o.ä.). Warum weniger zu Ostern mehr ist und was das Herz und die Seele von Kindern wirklich nährt, hat Sandras auf ihrem wunderbaren Blog zusammengefasst.
Die Eiersuche ist der Höhepunkt für die Kinder. Und manchmal ist der Osterhase so trickreich, dass er die Eier auch auf dem Baum versteckt. Was an Süßigkeiten gefunden wurde, darf selbstverständlich auch gegessen werden. An Ostern lassen wir Fünfe gerade sein.
Was für mich Ostern auch so besonders macht, sind die kleinen Traditionen und Rituale, die sich nach und nach eingeschlichen haben oder die in unserer Familie schon lange einen Platz haben. Osterspiele zum Beispiel. Die lockern den Ostersonntags-Familien-Brunch mit den Großeltern, Tanten und Onkels, Cousins und Cousinen ungemein auf.
Da wäre einmal das Eier ditschen (oder dötschen oder dippen). Jeder bekommt ein hartgekochtes Ei und darf gegen einen anderen antreten. Dann werden die Eier an Spitze oder “Popo” zusammen gehauen. Gewonnen hat derjenige, dessen Ei heil geblieben ist. Auch mit hartgekochten Eiern spielen wir Eier-Wett-Rollen (einen kleinen Hügel hinab) oder den Ei-Lauf (mit dem Ei auf einem Löffel). Und ganz ohne Ei das Eier-werfen. Hier kommen Tischtennisbälle zum Einsatz, die im Eierkarton landen müssen.
Am Abend treffen wir uns mit Freunden zum Osterfeuer. Jeder bringt etwas zu essen und zu trinken mit und die Kinder spielen einfach drumherum, bis sie müde sind und sich in Decken oder die Jacken der Eltern einkuscheln.
Am Ostermontag geht es zum Familiengottesdienst in die Kirche (der fängt zum Glück nicht ganz so früh an). Am Nachmittag machen wir einen Osterspaziergang mit Picknick (wenn das Wetter es zu lässt). Ganz unkompliziert und am liebsten an den Rheinstrand, mit einem Kuchen oder einer Quiche, etwas selbstgemachte Limo und einer Decke.
Und wenn das Wetter nicht mitspielt? Der Osterhase hat auch schon einmal die Eier im Haus versteckt, das Osterfeuer am Abend haben wir in ein Sonnenaufgang-bewundern am Morgen umgewandelt und das Osterpicknick fand kurzerhand im Wohnzimmer statt. Denn das allerwichtigste an Ostern ist doch nur, dass wir alle zusammen sind.
Verratet Ihr mir Eure Lieblingstradtion zu Ostern?
Ich wünsche Euch ein wunderbares, frohes Osterfest ♥
Liebe Grüße
Leni