Schon als Kind habe ich gerne Bohnenrennen veranstaltet. Bohnen keimen nämlich unheimlich schnell und man kann ihnen beim Wachsen förmlich zusehen. Dieses Jahr sind die Kinder gegeneinander angetreten; es galt zu beweisen, wer den grünsten Daumen besitzt. Jedes bekam einen Topf, Erde und eine Feuerbohne. Dann ging es los. Zunächst ungeduldig, später staunend, standen die Kinder jeden Tag ein paar Mal vor ihrem Topf.
Das große Thema des Frühlings ist Wachsen. Erneuerung. Neues Leben. Man kann es draußen in der Natur sehen und erleben. Und man kann es auch zuhause im Kleinen erschaffen. Mit jedem Samenkorn, den man in die Erde bringt.
Diese Bücher haben mir und meinen Kindern viele Anregungen und Ideen an die Hand gegeben:
Im Januar halte ich tatsächlich noch meine Füße still, aber sobald das Kalenderblatt sich auf Februar wendet, kribbelt es in meinen Fingern. Das Saatgut ist sortiert, der Beetplan für dieses Jahr ist auch schon (fast) fertig. Die Saatgutkataloge flattern so langsam ins Haus und locken mit Altbewährtem und Neugezüchtetem, mit Raritäten und Kuriositäten. Seit Wochen schon sammele ich Eierschalen für die Aussaat und freue mich darüber, dass der Herr (oder Frau) Maulwurf endlich wieder aktiv ist und frische Hügel in unserem Garten hinterlässt. Vom gepflegten, englischen Rasen haben wir uns schon vor Jahren verabschiedet, Kinder und Hühner sei Dank, daher ärgern uns auch Erdansammlungen nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil. Die Maulswurfserde ist, gemischt mit Sand aus dem Sandkasten, meine liebste und zudem kostenlose Aussaaterde.
Ich warte noch bis Mitte Februar bis die Tomatensamen in die Erde kommen, aber Schnittlauch, Kresse und Schnittknoblauch stehen bereits auf der Fensterbank und auch der Mini-Garten der Kinder wird bald angelegt (wenn ich nur die alte Keksdose, die wir immer verwendet haben wiederfinden würde) und dann wird auch der dicke Bohnen-Wettbewerb eröffnet (welche Bohne wächst am schnellsten?).
Ihr seht, ich bin voller Vollfreude. Und nicht nur ich. Bei “Hej Hanse” werden gerade Saatgutbänder gebastelt, die Hackbauern haben schon ausgesät und berichten von ihrer Pflanzenlampe, Uli von Lowredeyes hat noch Samenscheiben in petto und über die schönen Samentütchen von den Naturkindern freue ich mich jedes Jahr aufs Neue.
Und noch etwas sehen wir gerne beim Wachsen zu. Den Frühlingszwiebelblumen. Hätte ich im Herbst daran gedacht, ein paar Blumenzwiebeln nicht in die Erde, sondern in einen Topf zu pflanzen, dann wäre mir der Gang ins Gartencenter erspart geblieben (und vor allem die Abteilung mit den Saatgut, die -löblich, löblich – jetzt auch Biosaatgut von meinen bevorzugten Saatguterzeugern führt). Aber sei es drum. Schnell umgetopf in ein Glas, können die Kinder nicht nur darüber staunen, wie schnell die Traubenhyazinthen ihre Blütenstengel nach oben schieben, sondern sehen auch die Entwicklung des Wurzelwerks unterhalb der Zwiebel. Aber am erstaunlichsten finde ich immer wieder, wie überhaupt aus so einer kleinen, unscheinbaren, fast vertrocknet wirkenden Traubenhyazinthenzwiebel so viel blühendes Leben wächst.
Ich weiß gar nicht, wen ich jedes Jahr mehr vertrösten muss, die Kinder oder mich. Wir würden alle am liebsten schon im Januar mit der Tomatenanzucht beginnen – aber, wir starten hier erst nach Karneval. So ist die Regel. Meine Regel. Wie gut, dass Karneval dieses Jahr recht früh gefeiert wurde!
Es gibt mittlerweile so viele Möglichkeiten der Anzucht, von Quelltöpfchen über Zeitungspapierpotts, von (wiederbenutzbaren) Plastikbechern bis ausgehöhlten Zitronen. Bei uns aber haben sich Eierschalen bewährt. Unsere Hühner als treue Lieferanten bieten uns sogar farblich unterschiedliche Anzuchtstöpfchen, so dass wir die einzelnen Tomatensorten besser unterscheiden können :-). Nichtsdestotrotz beschrifte ich die Schalen außen auch noch einmal bevor sie auf die Fensterbank kommen.
Wir lieben vor allem die Tomatensorten mit kleinen und vielen Früchten, wie Wildtomaten oder Massenträger, die meist auch sehr gut ohne Gewächshaus oder Regenschutz auskommen.
Sobald die Tomaten gekeimt sind, stelle ich sie dann kühler, bevor sie (ab einer gewissen Größe) einen richtigen Topf mit gedüngter Erde bekommen.
Übrigens ziehen wir auch viele andere Pflanzen in den Eierschalen vor, hier seht Ihr kleine (Feld-)Salatpflänzchen aus dem letzten Jahr: