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Aus dem Fichtenwald

maiwipfelsirup

Zu unserem Grundstück in der Eifel gehört auch ein kleiner Fichtenwald. Im Winter düster und immer ein wenig unheimlich, wirkt er im Frühling Dank der leuchtend grünen Triebe wieder freundlicher und ist einen wahrer Schatz in Sachen Heilmittel.  Die weichen, biegsamen Wipfeln die im Mai erscheinen (und deshalb auch Maiwipfel genannt werden) sind reich an einem ätherischen Öl, das zur Behandlung von Bronchitis, Erkältungskrankheiten, aber auch rheumatischen Beschwerden und Muskelkater eingesetzt werden kann. Eingelegt, z.B. in Zucker lässt sich aus den Wipfeln ein heilsamer Sirup herstellen.

maiwipfel2

Für den Sirup sammelt man die Triebspitzen (immer nur wenig pro Baum) und schichtet jeweils die Fichtenspitzen und den Zucker abwechseln in ein voher sterilisiertes Einmachglas. Die letzte Schicht sollte Zucker sein. Ein Schuß Zitronensaft hinzugeben, verschließen und für zwei bis drei Wochen in der Sonne stehen lassen.

Zusehens verflüssigt sich der Zucker im Laufe der Wochen, bis er dann durch ein feines Sieb oder Tuch abgeseiht werden kann. In eine Flasche abgefüllt, hält er einige Monate.

Übrigens kann man die Maiwipfel auch einfach essen: Über den Salat gestreut oder in Essig eingelegt zu Käse, schmecken sie ganz köstlich.

Wenn ich im Fichtenwäldchen unterwegs bin und die Maiwipfel pflücke, schaue ich auch gleich nach Baumharz. Die zähe Flüssigkeit, die so unbarmherzig an den Fingern kleben bleibt, tritt bei einer Verletzung der Baumes aus der Rinde aus und schützt den Baum vor dem Eindringen von Schädlingen, Bakterien, Pilzen und Wasser. Frisches Harz ist flüssig und verfestigt sich dann langsam zu Klumpen. Diese Klumpen schneide ich vorsichtig ab (auch hier gilt: Nicht zu viel nehmen und dem Baum keinen Schaden zufügen) und nutze sie für ein sehr wirkungsvolle Salbe.

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Die Herstellung der Salbe erfolgt im Prinzip wie die der anderen „Salben für wilde Kinder“, deren Rezepte ihr hier und hier findet. Einzig das Lösen des Harzes geht anders vonstatten. Hierfür nimmt man einen alten Topf und ein altes Sieb (oder Tuch), die beide nicht mehr gebraucht werden, denn das Harz lässt sich in der Regel nicht mehr entfernen. In Öl (100 ml auf 40 gr Harz) wird das Harz mit Hilfe von Wärme langsam im Topf gelöst und von den restlichen Bestandteilen getrennt, bis es durch das Sieb (oder Tuch) gefiltert wird.

pechsalbe

Mit seiner antibakteriellen und wundheilungsfördernden Wirkung, setzte ich die wunderbar duftende Pechsalbe (das Baumharz wird oft auch Baumpech genannt) vor allem bei kleinen Wunden wie Schnitten und Abschürfungen ein.

Übrigens: Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, ob Ihr eine Fichte oder Tanne vor Euch habt, ist das in diesem Fall nicht schlimm. Lediglich der Geschmack ist ein wenig anders – die Tannenspitzen schmecken bitterer als die Fichtenspitzen.

Liebe Grüße ♥

Leni

2 Gedanken zu „Aus dem Fichtenwald

  1. Ein sehr interessanter Beitrag. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass man die Maiwipfel essen oder daraus Sirup herstellen kann. Wieder etwas dazu gelernt. 🙂 LG, Antje

    1. Habe ich auch erst letztes Jahr heraus gefunden! Man lernt nie aus 😉
      Liebe und sonnige Grüße
      Leni

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