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Ökologisch Gärtnern gegen Schädlinge

Wenn man sein eigenes Obst und Gemüse anbaut (oder natürlich auch wenn man einen Ziergarten hat), lernt man sehr schnell die verschiedensten Schädlinge kennen. Schnecken, die jede Jungpflanze mit Blatt und Stiel verspeisen, Käfer, die auf alle Arten von Gemüse und Obst fliegen,  Blattläuse, Schildläuse, Möhren-, Kohl- und Zwiebelfliegen, Motten, Milben, Flöhe, Würmer und Raupen (und sicher auch noch eine Menge mehr). In der konventionellen Landwirtschaft (und leider auch bei vielen Gartenbesitzern) sind chemische Bekämpfungsmittel die erste Wahl. Sie sind bequem und zuverlässig. Wer jedoch seinen Garten als geschlossenes Ökosystem betrachtet, den großen Zusammenhang seines Tuns mit dem Lebewesen im Garten erkennt und Verantwortung für die Natur, Umwelt und seine Kinder übernimmt, der kommt nicht daran vorbei seinen Garten ökologisch, biologisch oder bio-dynamisch zu pflegen und zu bewirtschaften. Und das bedeutet, auf synthetische und chemische Pflanzenschutzmittel zu verzichten und stattdessen auf die Widerstandskraft der Pflanzen, Nützlinge, Fruchtfolge, Mischkultur und biologische Mittel zu setzen.

Natürlich bleibt man trotzdem nicht von Schädlingen verschont. Diese „Kerlchen“ durfte ich bereits kennenlernen und so gehe ich mit ihnen um:

Blattläuse. Erst sieht man sie nur vereinzelnd. Wenige Tage später sitzen riesige Kolonien, gerne auch bewacht von Ameisen) auf den Stielen, Zweigen und Blättern.
Wenn ich sie rechtzeitig entdecke, spritze ich sie mit Wasser ab oder setzte einen Brennessel-Kaltauszug auf. Ich schneide frische, nicht blühende Brennessel klein, gebe sie in einen Eimer und bedecke sie mit Wasser (Verhältnis 1 kg Brennessel auf 10 l Wasser). Nach einem Tag seihe ich das Wasser wieder ab und fülle es in eine Sprühflasche. Nun besprühe ich die mit Blattläusen befallenen Teile der Pflanzen und Bäume damit. Die Kieselsäure aus den Brennesseln bringt die Blattläuse nicht um, aber vertreibt sie. Den Rest erledigen dann die Nützlinge, wie zum Beispiel der Marienkäfer.
Sitzen die Blattläuse allerdings schon in mehreren Reihen aufeinander auf den Pflanzenteilen, befülle ich die Sprühflasche mit einer Mischung aus Rapsöl und Wasser, schüttele alles gut durch und besprühe die Pflanze. Das Rapsöl verklebt die Blattläuse und wäscht sie beim nächsten Regen ab.

Der Himbeerkäfer legt seine Eier in die Himbeerblüte der Sommerhimbeeren ab. Die Larven findet man dann in den reifen Früchten. Zwei Jahre hintereinander hatten wir fast keine Himbeere ohne Larve (sehen aus wie Maden) im Garten. Einziger Trost waren uns die Herbsthimbeeren, die durch ihre späte Blütezeit vom Käfer verschont bleiben. Man kann eine Folie oder eine Plane unter die Himbeersträucher auslegen, die verhindern soll, dass sich der Himbeerkäfer in die Erde eingräbt (um dort zu überwintern) oder im Frühjahr wieder aus der Erde wieder herauskommt. Schafft es dann aber doch irgendein Käfer, hat man im nächsten Jahr wieder ungenießbare Himbeeren. Daher haben wir uns für eine radikale Maßnahme entschieden. Wir schnitten alle Himbeeren ab und verzichteten ein Jahr auf die Früchte. So unterbrachen wir den Himbeerkäfer-Generationenzyklus und haben seit dem (toi, toi, toi) wieder Larvenfreie Früchte.

Schnecken sind im immer ein großes Thema. Auf unserem Eifelgrundstück leben so viele Frösche, Kröten und Igel, die die Schnecken in Schach halten. Aber in unserem Hausgarten fehlen einfach die Gegenspieler der Schnecken.
Ich sammele die Schnecken regelmäßig ab und versuche die Jungpflanzen in PET-Flaschen zu schützen. Was man nicht vermeiden kann, mit dem muss man sich arrangieren. So lege ich hier und dort welke Salatblätter für die Schnecken aus, in der Hoffnung, dass sie meine „Opfergabe“ annehmen und die Gemüsepflanzen dann verschonen.

Die Raupen des Kohlweißling sitzen mit Vorliebe auf meinem Brokkoli und dem Rotkohl. Vermeiden kann man das, indem man frühzeitig Netze über die Pflanzen spannt. Da meine Kinder sich aber so sehr über die Raupen (und die Schmetterlinge) freuen, überlasse ich ihnen gerne einige Pflanze.

Die Beete in unserem Garten sind mit Buchs bepflanzt. In diesem Jahr habe ich den Buchsbaumzünsler kennengelernt. Er ist ein Neozoon, ein Kleinschmetterling, der im asiatischen Raum beheimatet ist und hier hin eingeschleppt wurde. Seine Raupen fressen die Buchsbäume kahl (woraufhin der Buchs eingeht) und haben hier in unseren Breitengraden keine natürlichen Fressfeinde (den Vögeln scheinen die Raupen nicht zu schmecken…). Das Absammeln der Raupen ist bei der Menge an Buchs, die wir im Garten haben, recht mühsam. Eine Freundin empfahl mir das Absaugen der Raupen und Eier mit einem Staubsauger. Zum Glück hatten wir noch einen alten Staubsauger, der dafür in Frage kam. Und auch wenn es erst ein wenig seltsam anmutete, meine Buchshecken abzusaugen, der Erfolg sprach für sich. Leider bedeutet der einmalige Erfolg nicht, dass der Zünsler nicht wieder kommt. Bis zu 4 Generationen (!) können in einem Jahr heranwachsen.

Möhren sind jedes Jahr (neben Gurken und Tomaten) DAS Lieblingsgemüse meiner Kinder. Daher ist mir auch die Möhrenfliege bekannt. Überall kann man lesen, dass man am besten Möhren und Zwiebel in einer Mischkultur setzt, um die Möhrenfliege (die vom Geruch angezogen wird) fern zu halten. Meine Möhrenfliegen wissen das anscheinend aber nicht.
Im Hochbeet habe ich noch keine einzige madige Möhre gehabt (vielleicht fliegen Möhrenfliegen nicht so hoch?), am Boden schlagen sie jedoch gerne zu. Hilfreich ist hier zum einen die Fruchtfolge. Die Möhren jedes Jahr in ein anderes Beet zu pflanzen macht es den Fliegen ein kleines bißchen schwerer sich an meine Möhren zu vergreifen. Und zum anderen Knoblauch-Brühe. Manchmal jedenfalls.

Ich weiß wie frustrierend es ist, wenn man den Boden vorbereitet, das Saatgut sorgfältig auswählt, Jungpflanzen vorzieht oder direkt in das Beet sät, die Pflänzchen hegt und pflegt, und dann am Ende einen großen Teil (oder im schlimmsten Fall) alles an Schädlinge verliert. Andererseits spielt jedes noch so kleine Tier ein wichtige Rolle im Lebensgeflecht der Natur. Daran sollt man immer denken, bevor man zu radikaleren Methoden gegen Schädlinge greift.

Ich bin sehr gespannt, was Eurer Tipp gegen Schädlinge im Garten ist! Schreibt gerne in den Kommentaren eure Erfahrungen und Anregungen.
Und habt ein schönes Wochenende!

Verlinkt mit ♥
EiNab
Grünzeug

7 Gedanken zu „Ökologisch Gärtnern gegen Schädlinge

  1. Ihr habt solche schönen Gärten! Tolle Arbeit! Und vielen Dank für den Tipp gegen die Blattläuse. Wir haben auch ständig welche in den Rosen. Und wir haben schwarze Läuse an den Puffbohnen. Vielleicht hilft das ja bei denen auch?
    Liebe Grüße,
    Kathrin

  2. Gegen Blattläuse hilft auch einfach Wasser mit einem Spritzer Spüli in eine Sprühflasche und damit die Läuse einsprühen. Habe ich schon sehr erfolgreich bei Rosen eingesetzt. Bei Verwendung von öko-spüli geht das sicher auch für Gemüse &Co was man essen möchte.

  3. Die Blattläuse habe ich bisher klaglos hingenommen, aber den Tipp mit der Ölmischung und auch die Spülimischung werde ich mal probieren.
    Und bei den Pflanzen habe ich mir schon seit Jahren welche rausgesucht, die die Schnecken verschmähen. Nur auf die Stockrose mochte ich nicht verzichten, die muss man hüten und im Auge behalten. Jedes Jahr werden ein paar weggefressen….
    Liebe Grüße

  4. Hallo!

    Was für eine Fülle von wunderbaren Tipps für den Garten! Vielen Dank fürs Verlinken mit EiNaB!

    Kennst Du auch schon unsere FB-Gruppe? Gerne kannst Du Deinen Beitrag auch auf FB in unserer Gruppe teilen.

    lg
    Maria

  5. Hallo, sehr interessanter Aritkel! V.a. das Rapsöl-Wasser-Gemisch gegen Blattläuse! Das werde ich bei unserem Hollunder mal ausprobieren – die Stängel sind ganz schwarz!
    Ansonsten experimentiere ich gerade mit Mikroorganismen (eine recht willkürliche Zusammensetzung aus meinem Wasser- und Milchkefir, Hefe und Rübensirup; den kaufbaren Effektiven Mikroorganismen etwas nachempfunden). Bei wenig Lausbefall funktioniert das auch…

  6. Danke für die Idee! Manchmal muss einfach etwas experimentierfreudig sein 😉

  7. Danke für den Tipp!

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